Deepdive information about cellular Automata in Daniel Shifmans „Nature of Code“ > https://natureofcode.com/cellular-automata/
basic 1D cellular automata / manual ruleset

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basic 1D cellular automata / standard numeric ruleset

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CA WITH DYNAMIC RULESET / Perlin Noise

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CA WITH DRAWABLE DYNAMIC RULESET MAP

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📖 THEORIE
Zelluläre Automaten werfen grundlegende philosophische Fragen zur Natur der Realität selbst auf. Wenn einfache, lokale Regeln komplexe und unvorhersehbare Muster hervorbringen können, liegt dann nicht die Vermutung nahe, dass auch die scheinbar so reichhaltigen Phänomene unseres Universums auf einer ähnlich basalen Ebene operieren? Diese Sichtweise, stark von Denkern wie Stephen Wolfram vertreten, betrachtet das Kosmische als einen gigantischen, berechnenden Prozess. Die Gesetze der Physik wären demnach nicht viel mehr als eine Sammlung von Update-Regeln, die auf einem diskreten Gitter von Raum und Zeit operieren. Dies verschiebt den Fokus von einer suchenden, vorhersagenden Wissenschaft hin zu einer beobachtenden, die in der Lage ist, die möglichen Bereiche dessen, was überhaupt berechnet werden kann, zu erkunden. Der zelluläre Automat wird so zu einer metaphorischen und mathematischen Sandbox, um die tiefsten Prinzipien von Kausalität und Emergenz zu erforschen.
Die Ästhetik des Algorithmus im Design
In der Welt des Designs haben zelluläre Automaten eine einzigartige Brücke zwischen strenger Logik und organischer Form geschlagen. Sie bieten einen Generativprozess, der weder vollständig kontrollierbar noch völlig zufällig ist. Designer und Künstler nutzen diese Systeme, um Muster und Strukturen zu erzeugen, die die Komplexität der Natur widerspiegeln – das Wachstum von Korallen, die Anordnung von Blättern oder die Rissbildung in Lehm. Die entstehenden visuellen Sprachen sind oft überraschend und dennoch kohärent, da sie einer internen Konsistenz folgen. Dieser algorithmische Ansatz eröffnet eine neue Art des Formfindens, bei dem der Gestalter nicht jede Linie zeichnet, sondern das initiale Regelwerk entwirft und dann den Prozess der Selbstorganisation beobachtet und kuratiert. Die Schönheit liegt hier nicht im fertigen Objekt allein, sondern im eleganten Wirkprinzip, das ihm zugrunde liegt.
Komplexitätsforschung: Vom Einfachen zum Komplexen
Als Paradepferd der Komplexitätsforschung demonstrieren eindimensionale zelluläre Automaten meisterhaft das Phänomen der Emergenz. Wie kann aus der strikten Anwendung simpler, nachbarschaftsbezogener Regeln ein globales Verhalten entstehen, das nicht mehr in den Ursprungsregeln offensichtlich enthalten ist? Die Klassifizierung dieser Systeme in Klassen wie homogen, periodisch, chaotisch oder komplex bildet ein fundamentales Raster, um dynamische Systeme allgemein zu verstehen. Sie sind ideale Testobjekte, um zu studieren, wie Ordnung am Rande des Chaos entsteht, jener schmalen Grat, auf dem sich auch biologische, ökologische und soziale Systeme oft zu bewegen scheinen. In der digitalen Umgebung des Automaten lassen sich diese schwer fassbaren Konzepte isolieren, reproduzieren und analysieren.
Technische Umsetzungen und Ingenieursdenken
Jenseits der Theorie haben zelluläre Automaten sehr konkrete technische Anwendungen hervorgebracht. Ihre inhärente Parallelität macht sie zu einem natürlichen Vorbild für Hardware-Architekturen, bei denen viele Recheneinheiten gleichzeitig an einem Problem arbeiten. In der Kryptographie dient die empfindliche Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen, wie sie Rule 30 zeigt, als Grundlage für starke Stromchiffren, bei denen der Klartext mit einem scheinbar zufälligen, aber reproduzierbaren Bitstrom verschlüsselt wird. Sogar in der Materialwissenschaft finden sie Anwendung, um Prozesse wie Korrosion, Kristallwachstum oder die Ausbreitung von Rissen zu simulieren. Der Ingenieur nutzt den zellulären Automaten somit als ein vielseitiges Werkzeug, um reale Phänomene nachzubilden oder neuartige technische Lösungen zu generieren, deren Verhalten aus dem Zusammenspiel vieler einfacher Komponenten erwächst.