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📖 THEORIE
Was ist ein Small-World-Netzwerk?
Ein Small-World-Netzwerk ist eine besondere Art von Netzwerk, die zwei wichtige Eigenschaften vereint: lokale Vernetzung und globale Erreichbarkeit. Stellen Sie sich vor, Sie leben in einer kleinen Stadt, wo jeder seine direkten Nachbarn gut kennt. Das ist die lokale Vernetzung. Jetzt stellen Sie sich vor, einige Bewohner haben Kontakte in andere Städte oder Länder. Diese wenigen Fernverbindungen sorgen dafür, dass man mit nur wenigen Schritten jeden anderen Ort erreichen kann. Genau dieses Prinzip beschreibt das Watts-Strogatz-Modell.Wie funktioniert das Modell?
Man beginnt mit einem Kreis, bei dem jede Person nur ihre nächsten Nachbarn kennt. Dann werden einige Verbindungen zufällig umgeleitet - wie wenn manche Bewohner plötzlich Bekannte auf der anderen Seite des Kreises hätten. Schon wenige dieser "Abkürzungen" machen aus dem lokalen Netzwerk ein "kleine Welt", in der man schnell von einem Punkt zum anderen gelangt.
Wo finden wir solche Netzwerke in der Natur?
Im Gehirn: Unser Gehirn ist optimal vernetzt. Verschiedene Regionen arbeiten lokal zusammen, aber einige Nervenbahnen verbinden auch weit entfernte Bereiche. Das ermöglicht schnelles Denken und komplexe Aufgaben - ähnlich wie wenn man in einer Stadt sowohl kleine Nebenstraßen als auch schnelle Autobahnen hat.In Tiergruppen: Bei Affen oder anderen sozialen Tieren kennen sich die Mitglieder einer Gruppe gut, aber manche Tiere haben Kontakt zu anderen Gruppen. Dadurch können sich Informationen oder Verhaltensweisen schnell verbreiten.
In Ökosystemen: In einem Wald oder See sind die verschiedenen Arten auf lokaler Ebene vernetzt. Einige wenige "Allesfresser" oder weit wandernde Tiere verbinden jedoch verschiedene Teile des Ökosystems miteinander.
Zwischen Menschen: Soziale Netzwerke funktionieren nach diesem Prinzip. Sie kennen Ihre Nachbarn und Kollegen, aber durch einige wenige Bekannte mit vielen Kontakten können Sie plötzlich Menschen auf der ganzen Welt erreichen.
Wo nutzt man dieses Wissen in Technik und Forschung?
Internet und Handynetze: Diese Netzwerke sind absichtlich wie Small-World-Netzwerke aufgebaut. Lokale Knotenpunkte sind mit einigen zentralen Hochgeschwindigkeitsverbindungen vernetzt. Das macht die Übertragung schnell und das Netz robust - wenn eine Verbindung ausfällt, gibt es meist alternative Wege.
Verkehrsplanung: Städteplaner nutzen dieses Prinzip, wenn sie Straßennetze entwerfen. Nebenstraßen sorgen für lokale Anbindung, während einige Hauptstraßen und Autobahnen schnelle Verbindungen zwischen verschiedenen Stadtteilen schaffen.
Krankheitsforschung: Bei der Bekämpfung von Epidemien hilft das Verständnis von Small-World-Netzwerken. Forscher können vorhersagen, wie sich Krankheiten ausbreiten und welche Verbindungen besonders wichtig sind, um die Ausbreitung zu verlangsamen.
Lieferketten: Unternehmen gestalten ihre Liefernetzwerke nach diesem Prinzip. Lokale Lager sind mit einigen zentralen Drehkreuzen verbunden. Das macht die Lieferkette effizienter und weniger anfällig für Störungen.
Soziale Medien: Plattformen wie Facebook nutzen diese Netzwerk-Eigenschaften, um Menschen miteinander zu verbinden und Informationen schnell zu verbreiten.
Der große Vorteil von Small-World-Netzwerken ist ihre Effizienz: Mit wenig Aufwand (nur wenige Fernverbindungen) erreicht man große Wirkung (schnelle Verbindungen überall). Gleichzeitig bleiben die lokalen Strukturen erhalten, die für Stabilität und Spezialisierung wichtig sind.