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IMAGINARIUM – kokreatives Legespiel & Kreativwerkzeug 📖

IMAGINARIUM ist ein Legespiel, bei dem die Spieler gemeinsam eine Geschichte erfinden. Das Spiel ist ko-kreativ und kooperativ angelegt, das bedeutet, dass alle zusammen an einer einzigen, sich fortlaufend entwickelnden Erzählung arbeiten.

Was ist IMAGINARUM?

IMAGINARIUM ist ein Legespiel, bei dem die Spieler gemeinsam eine Geschichte erfinden. Das Spiel ist ko-kreativ und kooperativ angelegt, das bedeutet, dass alle zusammen an einer einzigen, sich fortlaufend entwickelnden Erzählung arbeiten.

Ausschnitt generierter Spielsteine zum selbstausdrucken

ONLINE SPIELBÖGEN ZUM SELBST AUSDRUCKEN https://turboflip.de/imaginarium/


Die Spielmechanik ist einfach: Ein Spielset besteht aus 200 verschiedenen Motiven. Zu Beginn erhält jeder Spieler eine bestimmte Anzahl dieser Motivsteine. Reihum muss jeder Spieler einen seiner Steine an die bereits liegenden Steine anlegen. Dabei muss er die gemeinsame Geschichte anhand des neuen Motivs weiterführen. Die Weiterführung der Geschichte muss für die Gruppe plausibel sein und im Konsens aller Mitspieler akzeptiert werden.

Es gibt zwei Wege, das Spiel zu gewinnen: Der erste Spieler, der alle seine Motivsteine abgelegt hat, gewinnt. Alternativ gewinnt sofort der Spieler, dem es zuerst gelingt, mit seinem gelegten Motiv einen plausiblen Handlungskreis zu schließen. Das bedeutet, dass er die Erzählung an diesem Punkt zu einem logischen und sinnvollen Ende bringt und sich der narrative Bogen schließt.

Für fortgeschittene Spieler kann auch ein übergeordnetes Thema gewählt werden, in dem sich das Narrativ veroten muss.

Das Spiel schafft einen niederschwelligen Raum für nonverbale Kreativität (durch Bildkarten) und verbale Interaktion (durch Erzählen) und fördert damit empathische und kognitive Flexibilität – gestützt durch Studien zur spielbasierten Sozialkompetenz (z.B. Gray, 2008). Der Gewinn liegt nicht im Wettbewerb, sondern im gemeinsamen Schaffen überraschender narrativer Verbindungen und humorvoller Wendungen.

handillustrierte Siebdruckversion

ERWEITERUNG

Nutzergenerierte Kartensets: Spieler:innen können Textvorschläge für neue Motive einreichen. Ausgewählte Entwürfe werden von den Autor:innen illustriert und mit Namensnennung der Einsender:in veröffentlicht. Dies stärkt die Community-Bindung und fördert diversere Narrative.
Special Cards: Größere Kartenformate (4×4, 6×6, 8×8) ermöglichen komplexe Motive und erweiterte Spielregeln (z.B. narrative Brüche, Plot-Twists). Limitierte Künstler-Editionen mit eigenständigem Artwork bieten eine potenzielle Einnahmequelle und erweitern den ästhetischen Ausdruck.

VERÖFFENTLICHUNG

Das Spiel ist Open-Source und als Web-to-Print verfügbar. Spielbögen können ausgedruckt, auf Pappe kaschiert und sofort verwendet werden. Kommerzielle Verwendung ist untersagt unter creative commons Lizenz. Die Monetarisierung könnte über Workshops oder Spezialanfertigungen erfolgen.

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black and white simple minimalistic rough hand drawn ink pen drawing of

>>>> simple used closed travel suitcase with stickes and scraps. two third perspective. <<<< Thick, ink, rough , fixed line weight with intentional sketch lines and hatching for texture. Clean white background. Isolated on the page as a simple, recognizable icon with rough hatching shades. Comic symbolic icon style. Monochromatic black and white. white border. realisitic ink on paper. [/p]

📖 THEORIE

KOMPETENZEN DURCH SPIELEN


Aktives Zuhören und schnelles Verstehen

Man muss der laufenden Geschichte aufmerksam folgen und ihren komplexen Handlungsstrang sofort verinnerlichen. Es reicht nicht, nur auf den letzten Zug zu achten. Man muss die gesamte Erzählung im Kopf behalten, um spontan passende Anknüpfungspunkte für das eigene Motiv zu finden.

Assoziationsfähigkeit, Ideenfindung, Improvisation und Spontaneität

Aus einem einzelnen Motiv müssen schnell mehrere mögliche Erzählwege abgeleitet werden. Die Fähigkeit, ungewöhnliche Verbindungen herzustellen und Motive auf kreative Weise in die bestehende Handlung einzubauen, ist entscheidend. Da die Entwicklung des Narrativs nicht planbar ist, muss man ohne Vorbereitung handeln. Man muss in Sekundenschnelle eine Idee entwickeln, die sowohl zum Motiv als auch zur gesamten Geschichte passt.

Empathie und Gruppengefühl und Kompromissbereitschaft

Man muss die Stimmung und die Vorlieben der Mitspieler spüren. Was kommt bei dieser Gruppe gut an? Welcher Erzählstil passt zu uns? Ein gutes Gespür dafür verhindert, dass die eigene Idee auf Ablehnung stößt. Zu kritisches Verhalten kann auch ein spiegelndes Verhalten bei Mitspielenden verursachen.

Kommunikation, Überzeugungskraft, Taktisches Denken und Vorausplanen

Man muss den eigenen Erzählbeitrag nicht nur liefern, sondern auch kurz begründen können. Warum passt diese Wendung? Wenn die Gruppe skeptisch ist, muss man seine Idee klar und plausibel erklären können. Man behält im Auge, welche Motive die anderen noch haben und wer möglicherweise kurz vor dem Sieg steht. Gleichzeitig denkt man selbst einige Schritte voraus: Wie könnte ich mit meinen verbleibenden Steinen die Geschichte zu einem runden Abschluss bringen?


Der Seismograph des Kollektiv-Unbewussten

Die entstehende Karte aus Motiven ist eine visuelle Topographie der Gruppenpsyche. Sie macht assoziative Pfade, implizite Konflikte und gemeinsame Hoffnungen sichtbar. In der Analyse dieser entstandenen Bild- und Erzählstrukturen liegt ein enormes, ungenutztes Potenzial. Das Imaginarium wird zum diagnostischen Werkzeug, das das Ungesprochene einer Familie, eines Teams oder einer gesamten Organisation materialisiert und damit besprechbar macht. Der Prozess des "Lesens" der fertigen Legung durch einen Moderator ist dabei ebenso wertvoll wie das Erzählen selbst.

Die Therapeutische Probehandlung

Im geschützten Raum der Fiktion erlaubt das Spiel die symbolische Bewältigung realer Probleme. Für einen Klienten in der Therapie ist die Handlung, einen "dunklen Wald" mit einer "Laterne" zu betreten und einen "Schatz" zu heben, keine bloße Spielhandlung. Es ist eine narrative Probe für eine reale Herausforderung. Der regelbasierte Rahmen bietet die nötige Sicherheit, um sich metaphorisch schwierigen Themen zu nähern und neue, empowernde Lösungswege einzuüben, bevor sie im Leben umgesetzt werden.




IMAGINARIUM ALS WERKZEUG


Das IMAGINARIUM-System kann über den rein spielerischen Kontext hinaus gezielt für ernste Fragestellungen und komplexe Dialoge eingesetzt werden. Sein Rahmen eignet sich, um schwierige Gespräche zu strukturieren, Perspektivwechsel zu provozieren und gemeinsame Verständnisebenen in Gruppen zu schaffen.

Die Wirkung entfaltet sich zunächst durch die Kraft der Visualisierung und Metaphorik. Konkrete, aber interpretationsoffene Motive – wie ein Schloß, eine Brücke, ein Samenkorn oder eine Mauer – zwingen die Teilnehmer, abstrakte Konzepte wie "Sicherheit", "Verbindung", "Wachstum" oder "Abgrenzung" in ein bildhaftes, greifbares Narrativ zu übersetzen. Dieser Prozess umgeht oft direkte konfrontative Argumentation und eröffnet einen spielerisch-intuitiven Zugang zu komplexen oder emotional aufgeladenen Themen. Ein Teilnehmer, der in einer Diskussion über politische Grenzen nicht von seiner Position abweichen würde, kann in der Erzählung vielleicht die "Mauer" eines Mitspielers zu einem "Durchgang" umdeuten, was im geschützten Raum der Geschichte eine neue Handlungsoption sichtbar macht.

Zentral ist dabei der Mechanismus der Narration und des kollaborativen Erzählens. Die Teilnehmer bauen nicht nur logische Argumente auf, sondern müssen eine zusammenhängende, plausible Geschichte weben. Dies erfordert und fördert aktives Zuhören, da jeder neue Erzählschritt auf dem vorherigen aufbauen muss. In einem ethischen Diskurs über künstliche Intelligenz könnte so eine Geschichte entstehen, die zunächst von Effizienz handelt, dann aber unweigerlich auch Themen wie Kontrollverlust oder menschliche Verbindung integrieren muss, weil entsprechende Motive gelegt werden. Der narrative Zwang führt dazu, dass Aspekte beleuchtet werden, die in einer reinen Pro- und Contra-Debatte möglicherweise ausgeklammert geblieben wären.

Der regelbasierte und konsensorientierte Rahmen des Spiels schafft zudem eine strukturierte und gleichberechtigte Interaktion. Die Regel, dass jede erzählerische Weiterführung für die Gruppe plausibel sein muss, institutionalisiert eine Form demokratischer Validierung. Sie zwingt die Teilnehmer, ihre subjektive Sichtweise so zu kommunizieren, dass sie für andere nachvollziehbar wird. In einer Verhandlungssituation kann dies helfen, festgefahrene Positionen aufzuweichen, da der Fokus nicht auf dem Durchsetzen des eigenen Standpunkts, sondern auf dem gemeinsamen Gelingen der Erzählung liegt. Der spielerische Kontext wirkt hier deeskalierend und erlaubt es, provokante Ideen als "Beitrag zur Geschichte" und nicht als persönlichen Angriff zu formulieren.

Durch die Anwendung mit einem thematischen Fokus – etwa mit einem Motive-Set, das speziell für Organisationsentwicklung, politische Bildung oder Therapie konzipiert ist – wird das System zu einem moderierenden Werkzeug. Es ermöglicht einer Gruppe, ihre eigene Dynamik, ihre Konflikte und ihre gemeinsamen Ziele in der metaphorischen Ebene zu spiegeln, zu analysieren und neu zu durchdenken.